Ostsee Zeitung: Störtebeker Festspiele 2020
Auf der Suche nach Lippis Liedern
Ralswiek – Nachdem die Störtebeker Festspiele mit einer musikalischen Rückbesinnung auf DDR-Rock-Qualitäten in der zurückliegenden Saison einen echten Coup landeten, soll diese Vorgehensweise im kommenden Jahr fortgesetzt werden. Balladen-Sänger Wolfgang Lippert wird erneut drei extra für die Aufführung „Im Angesicht des Wolfes“ umarrangierte Lieder aus dem Fundus von einstigen Ost-Rock-Größen vortragen. Bisher steht aber nur ein Song fest.
4000 Likes für Lippi
Das Festival-Publikum hatte auf „Lippis“ Versionen der Stücke „Albatros“ (Karat), „Nie zuvor“ (Eelectra) und „Der Himmel schweigt“ (Petra Zieger) fast ausschließlich positiv reagiert – wobei das monumentale Karat-Werk bereits seit Jahren zum Reigen der Lippi-Lieder gehört. Dass aber nun noch weitere bekannte Songs in der Inszenierung auftauchten, sorgte nicht nur für einen Aha-Effekt, sondern wurde zeitweise zum alles beherrschenden Thema. Die Fans diskutierten es vor Ort und vor allem in den sozialen Medien. Allein auf der Facebook-Seite der Rügener OSTSEE-ZEITUNG wurden die Videomittschnitte der Songs jeweils weit über 10 000 Mal angeschaut und erhielten je rund 4000 Likes.
Hauptkriterium: Texte
„Albatros“ bleibt gesetzt. Daran will niemand von der Festspielleitung rütteln. Eine Entscheidung für die beiden anderen Lieder ist allerdings noch nicht gefallen. Wie von Mitgeschäftsführerin Anna Theresa Hick zu erfahren war, soll es im nächsten Jahr noch einen weiteren Karat-Song und erneut wieder ein Lied von Petra Zieger geben. Hauptkriterium für die engere Auswahl seien die Texte gewesen, die von hohem lyrischen Wert seien und sehr gut in die neue Geschichte passten.
Bei Petra Zieger entdeckte Anna Theresa Hick diesmal drei Lieder, die aus dem Nachwendeschaffen der Sängerin stammen. Zum einen wären da „Blumenkinder“ und „1000 Augen“ vom 94er Album „Alles drin!“. Als drittes Lied steht „Ein neues Leben“ von der „Mit mir“-CD (2002) zur Debatte. „Dabei handelt es sich jeweils um Texte, die sehr schön mit einige der Szenen des neuen Stücks harmonieren würden“, sagt Hick. „Ob sie musikalisch funktionieren, wissen wir erst, wenn ein entsprechendes Arrangement erarbeitet wurde.“
Viermal Karat
Von Karat sind vier weitere Lieder im Rennen. Diesmal beachtlicher Weise ebenfalls vor allem Songs, die nach der Wende ihren Weg auf diverse Tonträger fanden. Dazu gehören „Denn ich hab Dich“ und „Denn dein Lächeln“ von der CD „Licht und Schatten, die erst 2012 herausgekommen ist.
Interessant sind die beiden anderen Lieder, die Anna Theresa Hick in ihre engere Auswahl gezogen hat. Denn „Ebbe und Flut“ ist ein verschollenes Karat-Stück, das zu den letzten von Sänger Herbert Dreilich eingesungenen Liedern gehört. Es erschien posthum Jahre nach seinem Tod auf einer speziellen CD. „Auf den Meeren“ hingegen stammt vom Karat-Erfolgs-Album „Über sieben Brücken“ von 1979. Es ist im Original von einem ähnlichen Pathos geprägt wie „Albatros“ und wird es gerade deshalb unter Umständen schwer haben, in die Liederfolge für Wolfgang Lippert als Balladensänger der Störtbeker-Inszenierung aufgenommen zu werden.
– Von Jens-Uwe Berndt
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